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Gemeinsame Veranstaltung der Justizvollzugsanstalt und der Stadt Wittlich
Fachvortrag „Der Körper als Kriegsschauplatz: Das Ermittlungsverfahren we-gen fahrlässiger Tötung zum Nachteil von Holger Meins
Unter dem Titel „Der Körper als Kriegsschauplatz: Das Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung zum Nachteil von Holger Meins“ fand am 18. April 2023 in der JVA Wittlich ein Fachvortrag von Frau Professor Dr. Petra Terhoeven, Georg-August-Universität Göttingen, statt.
Der denkmalgeschützte Altbau der JVA Wittlich bot den perfekten historischen Rahmen für diese besondere Veranstaltung mit ca. 80 geladenen Gästen, war Holger Meins dort doch von 23. März 1973 bis 9. November 1974 inhaftiert und verstarb in Zelle 51 infolge seines dritten Hungerstreiks.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Wittlich konnte Frau Prof. Dr. Terhoeven für diese Veranstaltung gewonnen werden. Anstaltsleiter Dr. Jörn Patzak begrüßte auch im Namen von Bürgermeister Joachim Rodenkirch zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft, u. a. die Landtagesabgeordneten Jutta Blatzheim-Roegler und Tamara Müller, Landrat Gregor Eibes, Bundeswirtschaftsminister a.D. Dr. Hans Friderichs, Prof. Dr. Dr. Hermann Simon sowie Prof. Dr. Walter Möbius, bekannt als Leibarzt von Helmut Kohl.
Frau Prof. Dr. Terhoeven zeichnete in ihrem Vortrag aus dem Blickwinkel der Historikerin das Bild der Radikalisierung der führenden Köpfe der ersten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF), Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, mit der sich zuspitzenden Eskalation auch unter Einsatz von Waffen mit entsprechender „Ausbildung“ der Anhänger in palästinensischen Trainingslagern in Jordanien bis hin zum Einsetzen von Hungerstreiks zur Durchsetzung von politischen Forderungen. Holger Meins schloss sich im Herbst 1970 der RAF an. Er wurde am 1. Juni 1972 wegen des Vorwurfs der Beteiligung an mehreren Banküberfällen und Sprengstoffanschlägen gemeinsam mit Andreas Baader und Jan-Carl Raspe in Frankfurt verhaftet. Zunächst war er einige Wochen in der JVA Bochum inhaftiert, anschließend bis März 1973 in der JVA Koblenz. Von dort wurde er aus Sicherheitsgründen am 23. März 1973 in die JVA Wittlich verlegt, wo er am 9. November 1974 an den Folgen des Hungerstreiks verstarb. Frau Prof. Dr. Terhoeven zeigte in ihrem kurzweiligen Vortrag die von der Staatsanwalt Trier geführten Ermittlungen gegen den damaligen Anstaltsarzt mit der Einholung zahlreicher Sachverständigengutachten und Zeugenvernehmungen auf, welche letztlich zur Einstellung des Verfahrens führten.
In der anschließenden Podiumsdiskussion berichteten auch die anwesenden Zeitzeugen über ihre jeweils eindrucksvollen Erlebnisse in dieser Zeit, so auch Prof. Dr. Möbius aus seiner Tätigkeit als junger Arzt in der JVA Stammheim, wo er die Mittäter von Holger Meins, Andreas Baader und Gudrun Ensslin, behandelt hat.
Es war ein sehr eindrucksvoller und gelungener Abend in einem besonderen historischen Ambiente.