Kunst & Politik

"Kunst & Politik"


Die Sammlung Friedel Drautzburg
Beuys, Staeck, Vostell, ZERO, Uecker und viele andere

Ausstellung in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus in Wittlich vom 10. August 2014 bis zum 31. Januar 2015

Am 10. August 2014 wird in der Galerie im Alten Rathaus in Wittlich erneut eine großartige und einzigartige Ausstellung eröffnet. Thema ist die politisch ausgerichtete Kunst des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, und große Namen können genannt werden. Namen von Künstler, die diese Epoche prägten, sei es Joseph Beuys, Rafael Canogar, Gertrude Degenhardt, Günter Grass, Wolf Leo, Heinz Mack, Tony Munzlinger, Sigfried Neuenhausen, Otto Piene, Hans Martin Sewcz, Klaus Staeck, Günther Uecker, Wolf Vostell, Ben Wagin oder Detlef Waschkau, um nur einige zu nennen.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Blöcke. Den ersten bildet die neue Kunst, die sich in der Bundesrepublik Deutschland um das magische Jahr 1968 entwickelt. Die erste Generation junger Bürgerinnen und Bürger, die Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hatte, war erwachsen geworden und wehrte sich gegen die verkrusteten Strukturen der Adenauerrepublik. Studenten wollten „unter den Talaren den Muff von tausend Jahren“ nicht mehr akzeptieren, und der erste sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt wollte schließlich „mehr Demokratie wagen“. Sowjetische Soldaten besetzten Prag und die US-Amerikaner kämpften einen grausamen Krieg in Vietnam.

Dieser neue Zeitgeist spiegelte sich in Literatur, Musik und Kunst wieder. Autoren und Künstler wurden politisch, griffen in die Politik ein und antworteten ihr in ihren Werken. Die Kunst wurde kritisch und provokativ, verwirrend und aggressiv. Beuys, Staeck, Uecker, Vostell z.B., so vielschichtig in ihren Persönlichkeiten, waren im Kern politische Künstler. Mit ihren Werken wollten sie die Welt der Ästhetik und Gesellschaft neu vermessen. Die Kunst als Kommunikation, Ausstieg aus dem Bild, erweiterter Kunstbegriff, Protest, Revolte, Provokation, das waren verbreitete Schlagworte in den Jahren um 1968. Tatsächlich veränderten sich damals das Land und seine Kunst außerordentlich stark. Zero, Happening, PopArt, Performance, Fluxus sind nur einige Begriffe, die in der deutschen Kunstgeschichte nach 1945 zu lebhaften Auseinandersetzungen in der Kunst führten.

Ein weiteres prägendes Jahr für die deutsche Nachkriegsgeschichte stellt das Jahr 1989 dar, und die Kunst dieser Zeit bildet den zweiten Block in der Sammlung Friedel Drautzburg und der Wittlicher Ausstellung. 40 Jahre nach ihrer Gründung endete mit der Öffnung der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze am 9.November 1989 quasi die Deutsche Demokratische Republik. Dieser welthistorische Umbruch, der Zerfall der meisten kommunistischen Systeme wurde von Künstlern wie Wolf Leo, Hans Martin Sewcz, Kirsten Klöckner, Ben Wagin, Detlef Waschkau u.a. aufgenommen und künstlerisch umgesetzt. Sie setzten sich neben anderem mit Themen wie zum Beispiel der Berliner Mauer, Kunst der DDR, Perestroika, Rote Armee oder kommunistische Nomenklatura auseinander und verstören den Betrachter mit einer zur Kunst erhobenen Kalaschnikow (Wolf Leo).

Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich der Person des Sammlers in Form seiner persönlichen Wittlich-Sammlung. Friedhelm „Friedel“ Drautzburg wurde 1938 in Wittlich geboren, besuchte das Cusanus-Gymnasium, studierte in Hamburg und Bonn, absolvierte sein juristisches Staatsexamen mit Prädikat, um ein Lokal in Bonn zu übernehmen und eine Galerie zu gründen. Die „Schumannklause“ war bald ein beliebter Treffpunkt für Journalisten und Politiker, in der Galerie „Argelander“ stellte Drautzburg vom Bonner Publikum kaum beachtet 1970 Günther Uecker (ZERO) aus. Heute ein Künstler von Weltruhm, dessen Werke unerschwinglich werden. Es folgen weitere Lokale und Ausstellungen. Drautzburg, vom Wittlicher Kunsterzieher Rudolph Schöfer sensibilisiert, fasziniert die zeitgenössische Kunst und er erwirbt Bilder und Objekte, kommt aufgrund seiner vielen Freundschaften und Bekanntschaften in der Kunst- und Politikszene Bonns zu wunderbaren individuell signierten Unikaten. 1997 erfolgt der Umzug nach Berlin. Das Lokal „Ständige Vertretung des Rheinlands“ (StaeV) öffnet am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte und wird Heimat für aus Bonn nach Berlin umgezogene Politiker, Journalisten und Künstler.

Friedel Drautzburg besitzt bei Wittlich ein Ferienhaus und besucht seine Heimat regelmäßig, pflegt hier uralte Freundschaften aus Kinderzeiten. Diese Verbundenheit spiegelt sich im dritten Teil der Ausstellung, dem sogenannten „Wittlich-Kabinett“ wieder. Hier strahlt eine frisch restaurierte Moselansicht von Wilhelm Terwei, beeindrucken ein Gemälde Georg Meistermanns neben einer Plastik von Hanns Scherl und einer etwas anzüglichen Bilderparade von Tony Munzlinger – Wittlich eben, bunt, widersprüchlich und liebenswert.


Kunst und Politik - Ausstellung


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